Wissen, wie’s geht – die Reparaturakademie mit Lars Gauster in Gröbenzell

(c) Ariane Zuber
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Gut 25 ehrenamtliche Reparierende aus Reparatur-Initiativen in und um München trafen sich am 7. September zur ersten Reparaturakademie mit Lars Gauster in Gröbenzell. Organisiert hat den Reparaturworkshop das Repair Café Gröbenzell gemeinsam mit der anstiftung/Netzwerk Reparatur-Initiativen.
Radio- und Fernsehtechnikmeister Gauster, der erfolgreich auch einen Reparatur-Kanal auf YouTube bespielt, reiste aus der Nähe von Uelzen an, wo er sich mit seinem Reparaturbetrieb Gauster-Haus ganz dem Reparieren verschrieben hat. Ehrenamtlich unterstützt er zwei Reparatur-Initiativen mit seinem Know-How – und kennt also beide Welten: Das gemeinsame ehrenamtliche Reparieren und die Arbeit im Fachbetrieb. Sein Anliegen: Erfahrungen aus 30 Jahren Reparaturbetrieb an ehrenamtliche Reparierende weitergeben und zeigen, wie sich mit oft einfachen Mitteln Lösungen finden, um Defekte zu beheben.

 

Die Teilnehmenden hatten unterschiedliche defekte Geräte mitgebracht – von SAT-Receiver, über elektrische Zahnbürste bis zu Kaffeevollautomat und Staubsauger war eine ziemliche Bandbreite vorhanden. Anhand dieser Geräte konnte Lars Gauster unterschiedliche Reparaturen und Herangehensweisen erklären. Oft ist schon eine systematische Fehlersuche der Grundstein für eine erfolgreiche Fehlerdiagnose oder Reparatur: Aus welchen Komponenten besteht ein elektrisches Gerät? In welchen Komponenten können welche Fehler auftauchen? Welcher Art ist der Defekt und lässt er schon Rückschlüsse zu, an welcher Komponente man ansetzen könnte?

 

Der Vorteil im Reparaturcafé: Das Gerät ist schon kaputt – man kann also nichts kaputt machen. Vor allem die Angst vor komplexeren Strukturen oder unbekannten Fehlern möchte Lars Gauster den Teilnehmenden nehmen. Die umringten ihn mit Neugier und interessierten Rückfragen und verfolgten gebannt, wie er sich auf Fehlersuche machte, Diagnosen stellte und mit einfachen Werkzeugen und Mitteln Geräte wiederbelebte oder zumindest einen Reparaturtipp mit den nächsten zu erledigenden Schritten gab.

 

U.a. die folgenden Kniffe haben die Teilnehmenden mitgenommen:

  • Oft sind es mechanische Defekte und nicht die Elektronik, die so manches Haushaltsgerät zum Erliegen bringe, z.B. Verkalkung oder Wasserschäden bei Kaffeemaschinen, verstopfte und deswegen nicht mehr schließende Klappe bei Staubsaugerrohren.
  • Was, wenn eine Reparatur nicht mehr vollständig möglich ist – z.B. eine Regelung nicht mehr möglich, sondern nur noch volle Leistung nach dem Einschalten? Wenn das für den Gast in Ordnung ist und die VDE-Prüfung positiv ausfällt, spricht laut Lars nichts dagegen.
  • Wie ein Gerät öffnen, wenn das Aufmachen nicht vorgesehen ist und Gehäuse verklebt, verschweißt oder mit Click-Verbindungen verschlossen sind? Das Gerät ist ja schon kaputt – also keine zu große Sorge vor Vergrößerung des Schadens. Informiert jedoch den Gast über mögliche Schäden an der Verschalung.
  • Öffnen von Plastikgehäusen: Plastikhebelset aus der Automobilreparatur (kann online bezogen werden), aussortierte Kreditkarten, Plektrons oder feinere Tools von iFixit   
  • Mittlerweile gibt es vielseitig einsetzbare Klebemittel (Gauster empfiehlt HG Hochleistungsklebstoffe), um auch Plastikbauteile wieder haltbar zusammenzufügen. Fehlt ein Bruchstück, kann die Kunststoffreparatur mittels Polymorph erfolgen: Hierfür werden spezielle Kunststoffkügelchen erwärmt, schmelzen und können dann geformt und bearbeitet werden.
  • Um die Funktionsweise von Kondensatoren zu testen, können diese mit einem normalen Haarföhn erwärmt und dann mit dem Prüfgerät gemessen werden. Defekte Kondensatoren wölben sich manchmal an der Oberseite – hier kann der Defekt also sogar erfühlt werden. Liegt der Fehler in defekten Kondensatoren, diese austauschen – am besten alle, nicht nur einen einzelnen, um Folgedefekten vorzubeugen.
  • Isopropanol kann z.B. Platinen reinigen, ohne dass Abwischen/-bürsten nötig ist. Handy ins Wasser gefallen? Vorsichtig den Akku ausbauen, das Gerät von oben mit Isopropanol (wirkt wasserverdrängend, gibt’s in der Apotheke) abspülen und in einer Keramiktasse auf 60°C für eine Stunde im Ofen erwärmen, um die Feuchtigkeit gleichmäßig zu trocknen. Isopropanol funktioniert auch bei kaputten Fernbedienungen – auseinander bauen, Kontaktmatte lösen, mit Isopropanol säubern und Lötstellen prüfen.
  • Handy lädt nicht mehr oder Ladekabel ist schwergängig bzw. hält nicht mehr? Oft ist nur die Ladebuchse verschmutzt – sie kann mit einem Zahnstocher oder einer aufgebogenen Büroklammer gereinigt werden.
  • Bei Bügeleisen vor der Reparatur zunächst das Plastikgehäuse prüfen: Wenn es nicht mehr rein weiß ist, sondern verfärbt, dann haben sich die Weichmacher im Plastik durch den langen Gebrauch verflüchtigt und das Gehäuse wird vermutlich beim Öffnen zerbrechen. Es kann dann nicht mehr sicher verschlossen werden. Hier lohnt eine Reparatur oft nicht.
  • USB-Klinke in Tablet, Handy etc. abgebrochen? Hier gibt’s zwei Möglichkeiten, das Bauteil zu entfernen: Büroklammer erhitzen und mittig einführen, auskühlen lassen oder ein Tropfen Sekundenkleber auf Zahnstocher tropfen und mittig einführen, dann vorsichtig das abgebrochene Teil herausziehen.
  • Auch bei Toastern hilft oft die Reinigung: Selten ist die Krümelschubladen unter dem Heizelement bekannt. Wird der Toaster dann auf den Kopf gestellt, um die Verunreinigungen zu beseitigen, verklemmen sich Krümel im Gerät und behindern die Funktionsweise.
  • Keramikköpfe (in Videorekordern) reinigt man am besten mit einem zurechtgeschnittenen, einfachen Papierstreifen. Papier rundherum legen und sanft bewegen.
  • Wenn ein Gerät nicht mehr reparabel ist und entsorgt werden muss, Netzkabel abtrennen! Wenn das Kabel ab ist, dürfen Altgeräte nicht mehr zum Recycling gegeben und ins Ausland exportiert werden!

 

Du möchtest auch von Lars lernen? Weitere Termine finden Mitte Oktober in Halle (Saale), Kaiserslautern und Hanau statt. Info und Anmeldung hier.

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