3D-Druck für Reparatur-Initiativen

(c) Frank Schwichtenberg (Creative Commons Attribution 4.0 International license)
(c) Frank Schwichtenberg (Creative Commons Attribution 4.0 International license)

 

3D-Druck ermöglicht das Herstellen von defekten Bauteilen in Maßanfertigung - besonders interessant bei speziell geformten Teilen oder wenn keine Ersatzteile verfügbar sind. Bislang wird die Technik in Reparatur-Cafés aber nur an einigen wenigen Orten genutzt, da Spezialkenntnisse im Vermessen und digitalen Erstellen der Bauteile sowie natürlich auch die nicht ganz kostengünstige Infrastruktur in Form eines 3D-Druckers notwendig sind. Beides lässt sich jedoch häufig in Fab Labs bzw. Offenen Werkstätten finden.

 

Das Sustainable Design Center e.V. (SDC) hat sich der Sache angenommen und möchte Wege und Lösungen finden, das Know-How und die Infrastruktur aus FabLab etc. dort verfügbar zu machen und den Austausch herzustellen, wo es benötigt wird - unter anderem bei Reparatur-Initiativen.

Um hilfreiche Tools für alle Beteiligten zu entwickeln, freut sich das SDC über Rückmeldungen aus dem Netzwerk. Vor allem auch Initiativen, die bereits mit 3D-Druck experimentieren, sind aufgerufen, ihre Erfahrungen zu teilen:

 

 

Auf Netzwerk-Veranstaltungen in Bonn und Kassel tauschten sich Reparaturaktive bereits zum Thema aus und erörterten folgende Schwierigkeiten und Potentiale, 3D-Druck im Reparaturkontext zu nutzen:

 

Fragen und Schwierigkeiten

  • Verteilung der Expertise – 3D Druck Erfahrung, Know-How und Technik in FabLabs, nicht in Reparaturcafés
  • Verfügbarkeit der CAD-Daten – Problem: Schlecht durchsuchbare Datenbanken, keine Vollständigkeit, keine einheitliche Benennung der druckbaren Teile. Außerdem hauptsächlich auf Englisch vorhanden.
  • Private Druckaufträge und individuelle Anfertigungen werden nicht erfasst ("Spezialfall, wem soll das sonst nutzen?")
  • Urheberrecht für Nachdruck von Ersatzteilen ist Grauzone. Wie Hersteller einbinden? (Wahrscheinlich lässt es sich durch eine Verzichtserklärung gegenüber kommerzieller Nutzung aushebeln.)
  • Wie Datenaustausch und Vernetzung zwischen Reparierer, Konstruierendem und Druckendem herstellen?
  • Die digitale Konstruktion ist zeitintensiv und erfordert spezielle Softwarekenntnisse. Auch der Druckvorgang selbst dauert entsprechend lang. > Nicht praktikable für Reparaturveranstaltungen. (Das scheint aber Organisations- & Vorliebenfrage zu sein: Einige Repair-Cafés bestehen auf den Abschluss (unabhängig vom Erfolg) einer Reparatur innerhalb einer Reparaturveranstaltung, andere haben kein Problem mit dem Vertagen auf den nächsten Termin.)
  • Im Moment wird der Prozess aus der Sicht des Repair-Café-Gastes noch als zu viel-schrittig empfunden und daher eine hohe Absprungrate befürchtet.
  • Können profitable Kooperationen mit 3D-Druck-Dienstleistenden zustande kommen bzw. sich die Anschaffung eines 3D-Druckers und das Erlernen der digitalen Druckdatenerstellung refinanzieren?
  • 3D-Scan notwendig für Druckdateierstellung, nur Maße und Foto nicht ausreichend, aber auch Scans sind nicht so detailgenau, um ein passendes Ersatzteil zu generieren. > Notwendig: Schulungen zur Bemaßung für richtige Konstruktion
  • Bei Totalschaden des Ersatzteils: Keine Rekonstruierbarkeit möglich.

 

 

Potentiale und Ideen

  • Absolut sinnvoll für Bau- und Ersatzteile, die nicht mehr verfügbar sind. Bedarf auf Initiativenseite vorhanden, zerbrochene oder abgenutzte Plastikteile kommen häufig vor. Problem: Wie Informationen über diese Teile sammeln und ordnen? Welche Mengen werden gebraucht? Ist das wirtschaftlich?
  • Lokale Kooperationen aus FabLabs und Initiativen, Vermittlung von Maßen zur Konstruktion
  • Eher kein Druck im Fab Lab, sondern bei professionellem Anbieter.
  • Druckdatensammlung aufbauen: Generelles Datenbank- und Vollständigkeitsproblem, sowie Nomenklatur schwierig – wer kennt sich mit Benennung aus?
  • Es macht Sinn, einen (mehr oder minder festen) Pool an KonstrukteurInnen zu gewinnen, die sich Anfragen zur 3D-Daten-Konstruktion zeitnah widmen können. Wie motivert man potenzielle KonstrukteurInnen, sich am Projekt zu beteiligen und in ihrer Freizeit CAD-Daten zu erstellen?
  • Vielleicht sollte die Zielgruppe genauer definiert werden: Macht es Sinn, sich auf "Oldtimer" zu konzentrieren? Bankrotte Hersteller? Museen, wie bspw. das Radiomuseum?
  • Kooperationen mit nicht mehr existierenden/produzierenden Firmen, um ohne rechtliche Probleme Ersatzteile nachzudrucken.
  • Kooperationen mit Filament-Herstellern
  • Repair-Café-Gäste sollten so aktiv wie möglich am Prozess beteiligt werden. In welchem Umfang möchten/können die ReparateurInnen die Repair-Café-BesucherInnen bei der Beschaffung eines 3D-gedruckten Ersatzteils unterstützen? (Einige Repair-Cafés begleiten ihre NutzerInnen enger als andere, Stichwort Ersatzteil-Beschaffung über Websites, die den BesucherInnen ggf. nicht geläufig sind.

 

 

Links

 

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