Care & Repair: Reparierende für Forschungsprojekt gesucht

(c) Lauren Mc Kown
(c) Lauren Mc Kown

Wenn wir reparieren, kümmern wir uns um defekte Alltagsgegenstände und lernen vielleicht auch, vorsorgend pfleglicher mit ihnen umzugehen. Kann diese Haltung also auch Ausdruck einer globalen Solidarität sein: Indem wir durch Reparatur Ressourcen schonen, Lebenszyklen verlängern und Müll vermeiden, verringern wir Raubbau an Natur und Menschen in den Produktionsländern?
Dieser Frage geht das Forschungsprojekt CaReSo, abgekürzt von Care & Repair - Fürsorge für Gegenstände als neue Form der Verantwortungsübernahme und globalen Solidarität, nach. Durchgeführt wird es an der TU Berlin am Lehrstuhl für Transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung in der Elektronik von Prof. Dr. Melanie Jaeger-Erben. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz im Rahmen des Programms „Verbraucherschutz im Dienst der UN-Agenda 2030 und der Sustainable Development Goals“.

 

Reparierende für Realexperiment gesucht

Für ein Realexperiment suchen die Forscher*innen daher derzeit 15 Personen, die sich in den nächsten sechs Monaten privat mit der Reparatur ihrer Alltagsgegenstände beschäftigen möchten - indem sie regelmäßig Reparaturcafés besuchen, an Online-Reparaturveranstaltungen teilnehmen und/oder mit Online-Anleitungen sich eigenständig Reparaturfähigkeiten aneignen. Am Beginn und Ende dieses halben Jahres steht ein persönliches Gespräch mit eine*r Wissenschaftler*in. Über den Verlauf der sechs Monate sind verschiedene Reflexionsaufgaben zur Reparatur zu bearbeiten, die in die Untersuchungen einfließen. Es wird eine kleine Aufwandsentschädigung gezahlt.
Wir bitten Reparatur-Initiativen und Ehrenamtliche, unter ihren Gästen nach geeigneten Personen Ausschau zu halten und den Kontakt mit uns herzustellen. Schreibt uns dazu an reparieren@anstiftung.de!
> Hier das Gesuch zum Aushängen vor Ort.

 

Ziel des Forschungsprojektes

Das Ziel des geplanten Forschungsvorhabens ist die Untersuchung von Praktiken des Reparierens von Konsumgegenständen als Form der Übernahme der Verantwortung für nachhaltige Entwicklung und deren Bedeutung für die Entstehung einer neuen globalen Solidarität. Ausgehend von der Annahme, dass das Reparieren von Gegenständen – insbesondere in sozialen Räumen wie Repair-Cafés – ein Ausdruck des sich Sorgens (Care) ist, was sich wiederum auf die Umwelt und dann in einem weiteren Schritt auch auf die Mitmenschen ausweiten lässt, soll untersucht werden, ob das Zusammendenken von Care (ursprünglich auf zwischenmenschliche Interaktionen bezogen) und Gegenständen (im Sinne von Technologien, die klassischerweise nur materiell gedacht werden) eine neue Form des solidarischen Handelns hervorbringen und somit eine bisher unbeachtete Form der globalen Solidarität bedeuten kann. Dieser erweiterte Fokus kann sowohl für die Nachhaltigkeitsforschung als auch die Nachhaltigkeitspolitik von Interesse sein, da das transformative Potential von Praktiken und Gemeinschaften des Reparierens so umfassender eingeschätzt und gefördert werden kann.

 

Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens sollen einen Einblick in die gesellschaftlichen Bedeutungen des Reparierens und die Einbettung der Erkenntnisse in Bezug auf Reparatur in einen größeren gesellschaftlichen-globalen Kontext geben. Zudem wird die Übertragbarkeit der Erkenntnisse auf andere alltägliche Konsumformen und die mögliche Sensibilisierung für nachhaltigen oder stärker solidarischen Konsum in weiteren Konsumfeldern, wie Mobilität oder Ernährung, geprüft. Die Ergebnisse können des Weiteren Aufschluss über die Potentiale von Repair-Cafés für die Förderung einer globalen Solidarität geben. Sollten die Ergebnisse des Realexperiments zeigen, dass eine intensivere Beschäftigung mit dem Reparieren zu einer Veränderung der Haltung der Akteur*innen hin zu nachhaltigerem verantwortungsvollerem Verhalten geführt hat, wäre es überlegenswert, Reparatur als Thema stärker in die bildungspolitische Arbeit und schulische Bildung zu integrieren.

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