Frauen, die reparieren – vereint euch!

Auch durch die Reparaturlandschaft zieht sich die Genderschneise: Männer schrauben an Elektrogeräten herum, Frauen sitzen an den Nähmaschinen. In Reparaturcafés sind meist die Männer die Reparateure, die Frauen organisieren die Veranstaltung und backen den Kuchen, betreuen das Café und sammeln die Spenden. Männer übernehmen die Care-Arbeit an den Geräten, Frauen in allen anderen Bereichen. Muss das so? Soll das so bleiben?

 

Wir, das sind Linn und Ina, die Koordinatorinnen des Netzwerks Reparatur-Initiativen, möchten mit euch Frauen über die vorherrschenden Strukturen sprechen, Vor- und Nachteile hinterfragen und einen Austauschraum dafür bieten.
Du reparierst und identifizierst dich als Frau? Bist in einer Reparatur-Initiative aktiv? Werkelst gern an Sachen rum? Möchtest dich mit anderen Frauen dazu austauschen?
Alle diejenigen sind eingeladen sich zu beteiligen, die sich schon lange kritisch mit der Männerdominanz in technischen Berufen auseinandersetzen genauso wie diejenigen, für die Kuchen backen fürs Reparaturcafé ne total coole Sache ist und die das Reparieren lieber den Männern überlassen.
Uns interessiert: Was treibt euch an? Was könnt ihr gut? Was möchtet ihr voneinander lernen?

 

Rückblick auf den virtuellen Vernetzungsabend für Frauen:

 

Der Austausch mit Akteurinnen aus verschiedenen Reparatur-Initiativen hat gezeigt: Es gibt viele Ebenen, über das Thema „Geschlechterrollen im Reparaturcafé“ zu sprechen. Die beobachtbare gendertypische Aufgabenverteilung (Männer reparieren Elektrogeräte und Mechanisches, Frauen organisieren, nähen oder backen Kuchen) ergibt sich oft unbewusst automatisch und bereitet nicht zwangsläufig Probleme, jedoch kann ein Perspektivenwechsel durch Übernehmen anderer/neuer Aufgaben oder Ausprobieren unbekannter Tätigkeiten für alle eine bereichernde und stärkende Erfahrung sein. Die folgenden Aspekte wurden beim Austauschabend thematisiert:

 

Aufgabenverteilung in Reparatur-Initiativen: Beobachtungen des Status Quo

  • In der Regel mehr männliche Reparateur*innen und mehr Frauen in der Organisation
  • Frauen kommen als Besucher*innen gleich häufig wie männliche Gäste und reparieren auch gern mit, wenn sie entsprechend dazu eingeladen werden
  • Frauen bringen oft Wissen in der Nähmaschinenreparatur mit, da sie durch das Nähen sich auch gut mit den Maschinen und Einstellungen auskennen
  • Wissen soll geteilt werden unabhängig vom Geschlecht - Schwarmwissen zählt.
  • Grundsätzlich herrscht kooperatives, freundschaftliches Verhalten; Geschlechtszugehörigkeit und Verteilung der Aufgaben wird nicht als „trennend“ oder „ungerecht“  wahrgenommen
  • Hilfreich zur „Durchmischung“: eine Person, die aktiv Reparateur*innen und Besucher*innen zusammenbringt und zum gemeinsamen Reparaturversuch anregt
  • Ost-West: Unterschiede im Zugang zum technischen Gerät? Mehr Frauen in (technischen) Berufen in neuen Bundesländern.
     

Offene Fragen

  • Wie kann man schon von Anfang an mehr Frauen als Reparateurinnen gewinnen?
  • Wo finden wir die Frauen mit dem Geräte-/Reparaturwissen?
  • Sind Frauen wieder weggeblieben, weil sie sich nicht wohl gefühlt haben?
  • Fühlen sich Frauen durch eine andere Ansprache besser abgeholt und finden den Weg in die Reparaturteams?
  • Wollen die Frauen in Reparaturcafés grundsätzlich mehr Sichtbarkeit?
  • Wie gelingt insgesamt mehr Diversität in den Gruppen (Alter, Geschlecht, Nationalität,...)

 

Ideen und Erprobtes

  • Frauen möchten eine von vielen sein, nicht die "Vorzeige-Reparateurin"#
  • Frauen vorher mitteilen, dass auch andere Frauen mit dabei sind
  • Selbstverstärkungseffekt? Wenn schon Frauen dabei sind, dann kommen mehr dazu.
  • Gezielt an Orten werben, wo Frauen aktiv sind in technischen Berufen/Aktivitäten
  • Restart-Project veranstaltete Praxis-Workshops von Frauen für Frauen und während der Veranstaltungen z.T. Reparaturtische, wo Frauen mit Frauen reparieren
  • Gezielt Frauen anfragen, die reparieren können, sich aber vielleicht nicht trauen, dies öffentlich zu teilen
  • Öffnung der Kommunikation/Ansprache: Ort des Lernens, Gemeinschaft, jede*r kann hier dazulernen
  • Grundsätzliche Öffnung des Ablaufs: Mehr gemeinsames Tun, offene Stationen, Miteinander – weniger Struktur und „Lenkung“ der Gäste (z.B.: Besucher*innen füllen ihre Reparaturzettel selbst aus)
  • Workshops exklusiv von und für Frauen: Löten, Lampenreparatur, Schaltkreise, usw.
  • Bei den Veranstaltungen selbst: z.B. Reparaturstation von & für Frauen untereinander, aber auf jeden Fall örtlich bei allen anderen Reparaturstationen - eine solche Station kann gerade auch z.B. für Frauen mit Migrationshintergrund bzw. aus anderen kulturellen Kontexten hilfreich sein
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