Rückblick: Regio-Vernetzungstreffen Karlsruhe

Die Teilnehmenden des Vernetzungstreffens.
Die Teilnehmenden des Vernetzungstreffens.
Timo stellt das ReparaturCafé Karlsruhe vor.
Timo stellt das ReparaturCafé Karlsruhe vor.
(Foto: Günter Schulz)
(Foto: Günter Schulz)

25 Aktive aus 10 Initiativen und Organisationen trafen sich trotz sommerlich-heißem Wetter am 24. Juni in Karlsruhe zur regionalen Vernetzung. Eingeladen hatte das ReparaturCafé Karlsruhe gemeinsam mit dem Netzwerk Reparatur-Initiativen und in Kooperation mit RENN.Süd zum Kennenlernen und Austauschen. Da das Karlsruher Reparaturcafé sich gerade selbst in einer Umstrukturierungsphase befindet, einen Verein gründet und organisatorische Abläufe neu ausrichtet, kam ein Vernetzungstreffen vor Ort gerade recht.

Der Vormittag diente dem gegenseitigen Kennenlernen, das Reparaturcafé Karlsruhe stellte sich vor und konnte mit einer Anzahl von knapp 140 Mitwirkenden auf der Mailingliste sowie fast 700 InteressentInnen im Newsletterabo beeindrucken – durch die große Zahl an Interessierten soll künftig keine gezielte Werbung über das Anschreiben per Mail hinaus erfolgen, um den Andrang dadurch hoffentlich geringer zu halten. Auch die Regionalen Netzwerkstellen Nachhaltigkeitsstrategien wurden präsentiert und Möglichkeiten für die Unterstützung künftiger Vernetzungsaktivitäten aufgezeigt.

Am Nachmittag standen zwei Themen auf dem Programm. Zunächst stellte das Repair Café Böblingen-Sindelfingen die Frage in den Raum: Wie gewinnen wir qualifizierte Elektrofachkräfte, um im Repair Café möglichst sicher Reparaturen durchführen zu können?
Das gemeinsame Reparieren im ehrenamtlichen Kontext, wie es in Reparatur-Initiativen stattfindet, bewegt sich rechtlich genau auf der Grenze zwischen professionellen Reparaturangeboten, die gegen Geld stattfinden, Gewährleistung übernehmen und diverse gesetzliche Normen und Sicherheitsregeln beachten müssen, auf der einen Seite und freundschaftlichen Gefälligkeitsleistungen, für die diese Auflagen nicht gelten, auf der anderen Seite. Rainer Scholz vom Repair Café Böblingen-Sindelfingen wies zu diesem Thema auf ein Interview des Repair Cafés Stuttgart mit Dipl.-Ing. Ralf Ensmann (Sachverständiger und Unternehmensberater für rechtssichere Organisation in elektrotechnischen Betrieben), das den Grenzfall Repair Café und die daraus resultierenden zu treffenden Vorkehrungen näher erläutert.
Bei der Suche nach einer qualifizierten Elektrofachkraft (EFK) sind folgende Kriterien zu beachten: Die EFK muss einen elektrotechnischen Beruf als Lehrberuf gelernt haben und mindestens fünf Jahre Beurfspraxis gesammelt haben sowie ein Zertifikat über die Kenntniss der aktuellen Normen vorweisen.
Auch für die BesucherInnen ist es wichtig, dass vor Ort entsprechende Fachkenntnis vorhanden ist und sich um die ordnungsgemäße Durchführung der Reparaturen kümmert. Denn sie wissen oftmals nicht um die Risiken von Stromunfällen, die durch falsche Reparaturen möglich sind (und oftmals am reparierten Gerät nicht ersichtlich – Strom als unsichtbare Gefahr!) und verlassen sich auf die Expertise der ReparateurInnen.
Einstimmig waren sich die Anwesenden einig, dass die Kooperation mit Firmen und Fachhändlern vor Ort ein wichtiger Schritt ist, um Fachkräfte zu gewinnen und auch um Konkurrenzverhältnisse zu verhindern. Der Kontakt zu Handwerkskammern, den vereinzelte Initiativen suchten, war leider nicht erfolgreich – hier könnte über ein gemeinsames Herantreten nachgedacht werden. Persönliche Kontakte gelten nach wie vor als am erfolgsversprechenden, auch Berufsgenossenschaften können eventuell Kontakt herstellen zu ehemaligen Mitgliedern im Ruhestand oder FrührentnerInnen, die ggf. Ihren Beruf nicht mehr ausüben können, aber sich im Repararatur-Café engagieren könnten. Seniorenbüros, die oftmals auch einen Reparatur-Angebot für SeniorInnen durchführen, könnten ebenfalls angesprochen werden, um EFKs zu finden und zu gewinnen. Örtliche Stromversorger führen in der Regel ebenfalls Liste über lokale zertifizierte Elektrobetriebe und wissen ggf. Auch um diejenigen, die aus dem Berufsleben ausgeschieden sind. Auch kam die Frage auf, ob nicht eine EFK für mehrere Reparatur-Initiativen in der Region zuständig sein könnte – was aber durch die "Aufsichtspflicht" und Anwesenheit bei den Reparaturen und Durchführen der Sicherheitsprüfungen kaum zu realisieren sein dürfte.


Der zweite Teil des Nachmittags stand unter dem Motto "Reparatur-Veranstaltungen organisieren", hier stellte Günter Schulz vom Repair Café Offenburg die dortigen Abläufe vor. In der Runde wurden unterschiedlichste Tipps zusammengetragen, wie z.B.:

  • Kuchenspenden können nicht nur aus dem Team kommen, sondern vielleicht kann auch eine örtliche Bäckerei für Gebäckspenden gewonnen werden.
  • Bei Kooperationen mit der Kommune: Ist die Kommune Veranstalterin des Reparatur-Cafés, sammelt sie die Spende ein und sie gehen ein in den kommunalen Haushalt. Möchte die Initiative selbst darüber verfügen, sollte eine andere Form der Kooperation gewählt werden.
  • Nicht oft genug kann betont werden, wie wichtig die Empfangsstation bei der Veranstaltung ist. Im besten Fall sitzt hier schon eine oder mehrere Personen mit ausreichender Kenntnis von Geräten/Defekten, um eine Vorsortierung und Zuordnung zu einem Reparatur-Bereich vorzunehmen und den Gästen das ganze Prozedere zu erklären.
  • Es ist sinnvoll, dass die Laufzettel auch bei der Empfangsstation verbleiben, bis ein Reparierender bereit für eine weitere Reparatur ist und sich Laufzettel samt Gerät und BesitzerIn aufruft/sucht, bevor es gemeinsam an die Reparatur geht. Wenn die Gäste direkt mit ihren Geräten an die Reparaturstationen gelangen und keine Vorsortierung, Sichtung oder Besucherorganisation stattfindet, kann das zu Unübersichtlichkeit und Stress bei den Reparierenden führen.
  • Neben der nicht zu unterlassenden Ausgangsprüfung ist auch eine Eingangsprüfung elektrischer Geräte sinnvoll – hier können bspw. weitere Defekte aufgedeckt oder schon vorab eingeschätzt werden, ob eine Reparatur überhaupt möglich ist.
  • Um Reparatur-Tätigkeiten im Allgemeinen zu unterstützen, scheint auch eine Abstimmung im Team über Grenzen (Was reparieren wir nicht?) bzw. Im Einzelfall sinnvoll zu sein – um bspw. Reparaturbetriebe mancher Zweige oder örtliche Dienstleister zu erhalten, könnten Reparatur-Cafés diese Produktgruppen ausschließen. Genannt wurden hier z.B. Foto, HiFi, Fahrrad,... Umgekehrt kann aber auch einem Gast in schwieriger finanzieller Situation geholfen werden, die zwar im Fachhandel möglich, aber teuer wäre.
  • Immer wichtig: Kommunikation und Austausch darüber: Was tun wir hier eigentlich und warum? So ist es eine gute Sache, 15 Minuten vor Beginn der Reparatur-Veranstaltung das Team nochmals zusammenzurufen und zu zentralen Anliegen zu briefen und ein gemeinsames Mindset herzustellen.
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