Tipps und Tricks zur Fehlersuche - Reparaturakademie mit Lars Gauster in Lüchow
Zum ersten Workshop „Wege zur erfolgversprechenden Reparatur defekter Elektrogeräte und Unterhaltungselektronik“ versammelten sich circa 20 Akteure der Reparaturcafés Dannenberg, Hitzacker und Lüchow am 8. Februar 2020 im PostLAB in Lüchow. Lars Gauster vom Gauster Haus Dannenberg berichtete aus seinem Erfahrungsschatz als erfolgreicher Reparateur und gab viele hilfreiche Tipps und Tricks zur Fehlersuche sowie deren erfolgreicher Behebung.
Fehleranalyse der „Sollbruchstellen“
Bei den meisten Defekten, egal ob Waschmaschine, intelligenter Wasserkocher oder Flachbildfernseher, sind in 70 bis 80% der Fälle verschlissene Kondensatoren die Ursache. Doch wie lässt sich das herausfinden? Eine Diagnose auch ohne komplizierte Messinstrumente ist möglich. „Sehen, Riechen und Fühlen, aber nicht Schmecken“ lautet die Devise nach der ein defekter Elko im Primären Stromkreis (meist auf der Platine mit HOT gekennzeichnet) aufgespürt werden kann. Ist er leicht aufgebläht? Riecht es streng nach Katzenurin? Dann ist der Kondensator sehr sicher defekt. Vollständige Gewissheit bringt (am besten nach Ausbau des Bauteils) eine Überprüfung mit einem Komponententester.
Aber auch andere Bauteile in den Geräten wie zum Beispiel Standby ICs, welche auf Anschlag gefahren werden und dann aufgrund von elektrischem sowie thermischem Verschleiß den Geist aufgeben, können Ursachen für ein böses Erlebnis nach der Urlaubsrückkehr sein. Dabei ist es kein Geheimnis, dass dort, wo Strom fließt, Wärme entsteht und die Lebensdauer bei Überhitzung rapide abnimmt. Allein die Hersteller der Geräte machen nichts dagegen, sondern werfen die Produkte mit gravierenden konstruktiven Mängeln auf den Markt.
Ein sehr verbreitetes Bauteil, welches aufgrund von konstruktivem und materiellem Mangel nach intensiver Nutzung in die Knie geht, ist die Tellerbuchse, in die der Wasserkocher gestellt wird. Durch den hohen Strom entsteht am Übergang zum Kocher ein Abreißfunken und eine kleine Metalllasche gibt mit der Zeit nach. Das sorgt dafür, dass der Kontakt abbricht und der Wasserkocher keinen Strom mehr bekommt. Lösen lässt sich das Problem mechanisch mit Hilfe einer Büroklammer.
Arbeitserleichterungsmittel:
Neben praktischen Reparaturtipps gab es jede Menge Empfehlungen für sinnvolle Hilfsmittel, die den Reparaturalltag in einem Reparaturcafe enorm erleichtern. Erwähnung fand bereits der Komponententester, welcher mindestens genauso hilfreich wie eine Mikroskopkamera ist. Angeschlossen an einen Bildschirm lassen sich damit ohne Lesebrille und Lupe mögliche Kalte Lötstellen oder defekte Elkos gut erkennen und obendrein dem Geräteigentümer zeigen.
Der richtige Einsatz eines Heißluftföhns kann kurzzeitig dafür sorgen, dass Bauteile wieder zum Leben erweckt werden können. In seltenen Fällen lassen sich damit auch Erfolge beim Platinen backen erzielen.
Reinigen, Kleben und Ausbessern:
Kontaktspray ist weitläufig bekannt. Wichtig ist, es eher als Spülung denn als Wunderheilmittel zu begreifen und nach Anwendung mit einem Spezialreiniger mögliche Oxidationsrückstandspartikel auszuwaschen. Ähnlich wichtig ist das Reinigen, d.h. Entfetten von Klebestellen. Denn auch der beste Spezialkleber (Wunderpulver mit Sekundenkleber zum Beispiel) klebt nur auf fettfreiem Untergrund. Dafür eignet sich Spezialentfetter (Aceton ist bei Kunststoff nicht die richtige Wahl) oder auch Isopropanol. Zweiteres verdrängt auch Feuchtigkeit, was in anderen Zusammenhängen hilfreich sein kann. Manchmal tut's aber auch ein trockenes Wattestäbchen (zum Beispiel beim Reinigen der verdreckten CD Player Linse).
Für Staunen sorgte, was unter Rühren in heißem Wasser mit einer handvoll Thermoplast Kugeln passiert. Das perfekte Material um den Griff seines Schraubenziehers aufzupimpen oder ein abgebrochenes Stück Gehäuse zu ersetzen.
Fazit:
Das Ziel von Lars Gauster, den Akteuren der Reparaturcafés die Angst vor dem Reparieren von zunächst komplex erscheinender Elektronik zu nehmen, ist erreicht worden.
Viele Defekte können nun zielgerichteter gefunden werden. Es kann nun besser eingeschätzt werden, ob eine Reparatur im Rahmen der Möglichkeiten der Reparaturcafés realistisch ist.
Des weiteren bot das Treffen Raum für Austausch und Vernetzung der einzelnen Reparatur-Initiativen im Landkreis. Vielen Dank und bis zum nächsten Mal.
Auch die lokale Elbe-Jeetzel-Zeitung berichtete über die Reparaturakademie in Küchow. Hier klicken zum Nachlesen.
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