World-Repair-Café: Einblicke in das FIXFEST 2022 in Brüssel

Rund 150 Teilnehmende – Aktive aus Reparaturcafés, Netzwerkvertreter*innen, Right-to-Repair-Aktivist*innen und Reparaturdienstleister*innen von allen fünf Kontinenten –  kamen vom 30. September bis 2. Oktober 2022 beim Fixfest in Brüssel zusammen. Die belgische Hauptstadt ist nach London und Berlin der dritte Veranstaltungsort für das noch junge internationale Vernetzungstreffen rund um zivilgesellschaftlich organisierte Reparatur. 2020, inmitten der Pandemie-Situation, fand es als Online-Event statt. 2022 nun lud das britische The Restart Project (2017 schon Veranstalter des allerersten Events) zusammen mit den beiden belgischen Netzwerkorganisationen Repair & Share und Repair Together Interessierte endlich wieder zum analogen Begegnen und Austauschen ein.
Das Programm bot vielfältige Gelegenheiten zum gemeinsamen Schrauben und Diskutieren: In praktischen Workshops wurden unter anderem Betriebssysteme auf Linux umgestellt, Smartphones geöffnet, Nähmaschinen repariert und Textilien mit „Visible Mending“ gefixt. Es gab Gesprächsrunden zum Thema Reparieren mit Kindern & Jugendlichen, zum „Recht auf Reparatur”, zu geplanter Obsoleszenz und Reparaturpolitik.

 

Den diesjährigen Eröffnungsvortrag des Events hielt Mathew, der im Rhino Camp im Nordwesten Ugandas lebt. In dem 1980 entstandenen, seither stetig gewachsenen Camp für Geflüchtete wohnen heute über 120.000 Menschen. Hier hat Mathew die Initiative CC4D – community creativity for development mitgegründet und organisiert zusammen mit weiteren Aktiven seit 2021 ein Reparaturcafé, das gut angenommen wird: 350 Gegenstände konnten bisher repariert werden. Neben dem gemeinsamen Reparieren werden auch in Workshops gezielt Männer und Frauen zu Reparaturhelfer*in*innen ausgebildet. Die Idee dazu entstand aus dem Mangel an Reparaturmöglichkeiten vor Ort und dem gleichzeitig hohen Reparaturbedarf an Dingen. Seit 2022 steht CC4D auch in Kontakt mit den Restarters in London, dem Repair Café Malmö und iFixit, die das Reparaturcafé im Rhino Camp mit Werkzeugen unterstützen.
Mathews Fazit aus seiner bisherigen Erfahrung im Camp ist: „Repair Cafés promote peaceful coexistence among refugees and the host communities“ (Repair Cafés fördern das friedliche Zusammenleben von geflüchteten Menschen und den aufnehmenden Gemeinden).

 

Am Samstagnachmittag versammelten sich beim Fixfest dann Vertreter*innen von Reparatur-Initiativen und Netzwerken weltweit, um sich näher kennenzulernen, auszutauschen und Wissen zu teilen. Kurze Impulsvorträge kamen von Meli vom Club de Reparadores in Argentinien, von Purna vom Repair Café Bangalore in Indien, von Emma vom Netzwerk Share & Repair in Schottland und auch Mathew stellte hier seine Organisation noch einmal kurz vor. Weitere Teilnehmende kamen unter anderem aus Großbritannien, Dänemark, Schweden, Österreich, Italien, Frankreich, Belgien – und natürlich vom Netzwerk Reparatur-Initiativen in Deutschland.
In dieser Runde, wie bei vielen anderen Gelegenheiten auf der Veranstaltung, wurde auch über Inklusion und Exklusion diskutiert. Auf globaler wie lokaler Ebene. Eine Diskussion, die noch ganz am Anfang steht, gleichzeitig waren sich hier alle einig: Es ist gut, dass sie bei diesem Fixfest begonnen wurde! Dass Fragen wie diese ins Zentrum rücken: Welche community-basierten Reparaturnetzwerke sind beim Fixfest bisher nicht vertreten? Wer sitzt bisher nicht am Tisch, um als Reparaturhelfer*in*in in einem Reparaturcafé aktiv zu sein? Und wer kommt bisher nicht als Gast in ein Reparaturcafé, um zu lernen, etwas zu reparieren?

 

Das Fixfest endete am Sonntagnachmittag in einem öffentlichen Reparaturcafé von Repair Together, bei dem auch ihr Repair Café Mobil zum Einsatz kam, das sonst an anderen Orten unterwegs ist, um die Erfahrung, gemeinsam zu reparieren auch dorthin zu bringen, wo bisher keine Reparaturcafés stattfinden.
Nach vielen guten Gesprächen, mit wichtigen Themen im Gepäck, um neue Perspektiven reicher und in alten Gewissheiten bestärkt (Gemeinsam Reparieren ist einfach super!), hieß es schließlich wieder Abschied nehmen. Voneinander. Doch nicht von diesem Motto:

 

 

Hier geht's zum Programm vom Fixfest. Wenn ihr auf eine Session klickt, findet ihr in der Zeile unter der Überschrift ganz rechts den Begriff "Notes". Dort konnten die Teilnehmenden Notizen zu den jeweiligen Vorträgen, Workshops und Diskussionsrunden eintragen.

 

Einzelne Beiträge wurden aufgenommen und können hier nachgeschaut werden.

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