Reparieren mit Kindern und Jugendlichen

Reparieren in der KiTa - Repair-Café VG Nieder-Olm
Reparieren in der KiTa - Repair-Café VG Nieder-Olm
MakerSpace an der FASW Wülfrath
MakerSpace an der FASW Wülfrath
Fehlersuche in der DingFabrik
Fehlersuche in der DingFabrik
Spielzeugreparatur in der DingFabrik
Spielzeugreparatur in der DingFabrik

 

 


 

 

Informationen, Hilfestellungen, Organisation

Die zentrale Frage, die einem Reparatur-Projekt mit Kindern und Jugendlichen voraus geht, ist häufig: Was interessiert die junge Generation? Mit welchen Themen und Formaten erreichen wir sie am besten? Neben Kooperationen mit Schulen und Berufsschulen bietet es sich auch an, örtliche Jugendzentren und Freizeiteinrichtungen mit dem Anliegen zu kontaktieren, gemeinsame Projekttage  (oder -wochen) oder auch ein Ferienprogramm zu konzipieren. Auch ausbildende Unternehmen könnten geeignete Ansprechpartner sein. Um jüngere Menschen zu erreichen, sind neben klassischer Öffentlichkeitsarbeit und dem regulären Reparaturprogramm andere Strategien notwendig: Neue Technologien, Smartphones, Laptops oder auch Freizeit-/Sportgeräte haben mit der Alltagsrealität junger Menschen mehr zu tun als Küchen- oder andere Haushaltsgeräte, auch Upcycling, DIY oder Mode sind relevante Themen, die gut aufgegriffen werden können. Auch die Ansprache sollte alters- und interessengerecht erfolgen. Die sozialen Medien erreichen die Aufmerksamkeit junger Menschen eher als traditionelle Medien oder Flyer.

Grundsätzlich können für alle Alters- bzw. Jahrgangsstufen passende Reparatur-Formate entwickelt werden. Über mehr als zwei bis drei Jahrgangsstufen sollte sich das Alter der TeilnehmerInnen eines Reparatur-Projektes jedoch nicht erstrecken, um den Interessen der jeweiligen Altersgruppe gerecht werden zu können und nicht zu junge TeilnehmerInnen zu über- und ältere SchülerInnen zu unterfordern.
Für viele Kinder ist das Repair-Café die erste Begegnung mit dem Thema Reparieren, entsprechend kann man auf große Neugier, viele Fragen, Ideen und  Experimentierlust stoßen – dadurch kann es vorkommen, dass ein Reparaturprojekt mit Kindern und Jugendlichen anders abläuft als geplant oder als man es von einer regulären Reparaturveranstaltung her kennt. Es sollte darum genügend Raum für die Neugier und Interessen der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen sein und flexibel darauf eingegangen werden. Gleichzeitig gilt es, doppelte Aufmerksamkeit walten zu lassen, etwaigen Gefahren vorausschauend zu begegnen bzw. sie zu vermeiden und auch die jungen Teilnehmenden altersgerecht auf rücksichtsvolles Verhalten, gefährliche Situationen und auch Gefahren durch Strom hinzuweisen. Ist dies altersbedingt nicht möglich, sollten gefahrenträchtige Reparaturen nicht in einem solchen Rahmen unternommen werden. (So schließt das Repair Café Hamburg-Sasel Arbeiten an Geräten mit 230V-Netzspannung im Rahmen von RepairKids-Veranstaltungen grundsätzlich aus.)

 

>>> Zur Sammlung von Leitfäden und Handreichungen

 

 

Reparieren in Kindergarten/Vorschule

Von klein auf mit dem Reparieren von kaputten Dingen vertraut machen – das kann ein Reparatur-Projekt in Kooperation mit einem Kindergarten/einer KiTa leisten. Natürlich sind in einem Setting mit Kindern im Vorschulalter besondere Abläufe, Vorkehrungen und Vorsichtsmaßnahmen nötig – hier zahlt sich eine enge Abstimmung mit dem kooperierenden Kindergarten aus. Ein  Vorgespräch möglichst mit dem gesamten Kita-Team hilft, alle mit ins Boot zu holen und auf Fragen und Bedenken eingehen zu können. Gemeinsam informieren KiTa und Reparatur-Initiative die Eltern mit einem Elternbrief und/oder Aushängen vor Ort über das Projekt. Was repariert werden soll, findet sich vielleicht schon in ausreichender Menge im Fundus des Kindergartens, darüber hinaus sollten die Kinder auch ermutigt werden, eigene kaputte Spielsachen von zu Hause mitzubringen. Die räumliche Situation (Kindermobiliar, neugierige Kinder, die zuschauen wollen und auch sollen, oder Werkzeuge etc. anfassen möchten) sollte im Vorfeld bedacht und ausreichend Platz für Reparaturen geschaffen werden. Bei einem bis maximal drei Kindern pro ReparateurIn ist eine gute Betreuung gewährleistet – zusätzlich sollte auch immer eine Ansprechperson der Kindertagesstätte im Raum anwesend sein. Anders als im sonst üblichen Reparaturkontext steht mit Kleinkindern vielleicht nicht immer die Reparatur im Zentrum der Aufmerksamkeit. Hier ist es wichtiger, das Gespräch zu suchen, alle Handgriffe zu erklären und auch explizit hinzuweisen, wo Kinderfinger  nichts zu suchen haben. Die ReparateurInnen sollten die Wünsche und Anmerkungen der Kinder aufgreifen und ernst nehmen, sich selbst kindgerecht  verhalten und auch die stilleren unter den kleinen ZuschauerInnen einbinden. Das Erfolgserlebnis für die Kinder steht im Vordergrund, eigene Ideen zu entwickeln, gemeinsam Neues auszuprobieren und das geliebte Spielzeug selbst wieder repariert zu haben.
 

 

  • Von erfolgreichen Reparaturen in KiTas kann das Repair Café der Verbandsgemeinde Nieder-Olm berichten – das Team war nun schon zum vierzehnten Mal in einer der Kindertagesstätten der Verbandsgemeinde aktiv und brachte dem Nachwuchs das Reparieren näher. Jürgen Klute vom Repair Café Nieder-Olm hat bereits beim Bielefelder Vernetzungstreffen das Projekt vorgestellt
    > Präsentation vom Bielefelder Vernetzungstreffen
    > Repair Café VG Nieder-Olm
     
  • Und auch in Mühlhausen (Thüringen) haben Eltern und ErzieherInnen bereits zwei Mal im Kindergarten „Elisabeth von Thüringen“ das Projekt „Elisabeth repariert“ durchgeführt. Das Motto lautet hier: Reparieren mit Eltern, Oma und Opa – die Familienmitglieder der Kindergartenkinder sind eingeladen, gemeinsam mit dem Nachwuchs die Stationen einer Repair-Café-Straße zu Themen wie Upcycling, Fahrradreparatur, Näh- und Puppenstube oder Holzwerkstatt zu durchlaufen und sich gemeinsam an den jeweiligen Reparaturen zu versuchen.
    > Website Kindergarten

 

 

Projekttage/-wochen an Grund- und weiterführenden Schulen

Reparaturprojekte mit Kindern und Jugendlichen profitieren von einer  Kooperation mit einer Bildungs-/Betreuungseinrichtung, die in alle Vorbereitungen involviert ist und die während des Reparaturprojektes weiterhin die Aufsichtspflicht über die jungen TeilnehmerInnen hat. Im Rahmen einer Kooperation kann durch den Partner auch eine sinnvolle Vor- und Nachbereitung im Unterricht durchgeführt werden, zudem können manche organisatorischen Aufgaben wie Terminankündigungen, Teilnehmerverwaltung etc. an den Kooperationspartner übertragen werden. Um alle Beteiligten mit ins Boot zu holen, kann eine Infoveranstaltung mit oder ein Infoschreiben an das Kollegium der beteiligten Schule oder Jugendeinrichtung sinnvoll sein.

In Grund- und weiterführenden Schulen können die Kinder und Jugendlichen je nach Altersstufe ins Reparieren eingebunden werden.  Wenn SchülerInnen kaputte Gegenstände von zu Hause mit ins Repair Café bringen sollen, ist die Ausbeute jedoch bisher oft gering. Dass weniger kaputt geht, ist allerdings nicht die Realität – sondern leider das schnelle Entsorgen und Neukaufen sowie ein fehlendes Bewusstsein für Reparatur und Ressourcenschutz. Umso bedeutsamer ist es, jüngere Menschen durch das Reparieren nicht nur für Umwelthemen wie Ressourcenverbrauch und Müllvermeidung zu sensibilisieren, sondern sie dadurch auch eigene handwerkliche Fähigkeiten entdecken zu lassen und ein Verständnis für die Funktionsweisen technischer Geräte oder die benötigten Werkzeuge, Materialien und Zeitaufwand für das Reparieren zu schaffen.  Zudem sollten auch die Eltern mit einem Rundschreiben informiert werden, auch um evtl. gemeinsam mit dem Nachwuchs im Familienhaushalt nach defekten Gegenständen zu suchen. Zusammen mit der kooperierenden Bildungseinrichtung kann ein Elternbrief verfasst werden, der ggf. auch eine Einverständniserklärung der Eltern mit Rücklaufzettel enthält.
 

Möchte sich eine bestehende Reparatur-Initiative an SchülerInnen wenden, kann ein „Gastspiel“ an einer Schule im Rahmen eines Projekttages oder einer Projektwoche eine Möglichkeit sein. Hier veranstaltet man weniger einen regulären Reparaturtermin mit externen Gästen, sondern tauscht sich mit den SchülerInnen rund um Nachhaltigkeit aus und stellt das Projekt Repair-Café vor. Auch eine Demo-Reparatur kann Neugier fürs Reparieren wecken. Wer praktisch mit den SchülerInnen arbeiten möchte, sollte sich im Vorfeld ausführlich mit der Schule über das Vorhaben austauschen,  damit SchülerInnen und Eltern mit ausreichend Vorlauf informiert werden können, um das Zuhause nach Reparaturgut zu durchforsten.  Auch im Lehrerkollegium lohnt es sich, vorab nach defekten Objekten zu fragen. Falls nicht genügend Gegenstände mitgebracht werden, kann ein Zusatzangebot in Form von z.B. Upcycling sinnvoll sein. Im Vorfeld hilft es, sich Gedanken zu machen, wie die teilnehmenden SchülerInnen längerfristig mit dem Thema Reparieren in Berührung bleiben können, damit der beträchtliche Aufwand, der mit einem einmaligen Schulprojekt einhergeht, nicht folgenlos bleibt.
 

  • Wer ein Schulprojekt mit zusätzlichen Informationen anreichern möchte, kann beispielsweise einen Handy-Rohstoff-Koffer mit Anschauungsmaterialien ausleihen.
    > Die Rohstoffbox zum Ausleihen
    > Linksammlung mit vielen weiteren Informationen/Unterrichtsmaterialien
     
  •  Ideen für Technikbasteleien beim Deutschen Amateur Radio Club e.V.
     
  • Upcycling-Ideen finden sich zahlreiche online – hier gilt es im Vorfeld zu überlegen, welche Restematerialien vorab zu beschaffen sind und was mit welcher Altersgruppe handwerklich möglich ist. Bewährt haben sich kleine Näharbeiten wie Handyhüllen aus Reststoffen, Tetra-Pak-Geldbörsen, LED-Leuchtsterne o.ä.
     
  • Einer der Vorreiter beim Reparieren mit Schulkindern ist das Repair Café Hamburg-Sasel: Das im Handbuch verschriftlichte RepairKids-Konzept ist als Workshop gemeinsam mit einer Schulklasse konzipiert, die im Rahmen des Unterrichts dem Repair-Café einen Besuch abstattet. Um eine eingehende Betreuung durch die Reparierenden zu gewährleisten und den SchülerInnen eine intensive Reparaturerfahrung zu ermöglichen, sollten größere Klassen in zwei Gruppen mit maximal 14-15 Kindern geteilt werden – während eine Hälfte repariert, absolviert die zweite Hälfte ein nahe gelegenes Alternativprogramm wie den Besuch einer Umweltausstellung, eines Recycling-Hofes o.ä.. Dieses Alternativprogramm denkt man am besten schon bei den Planungen mit und wählt einen entsprechenden Veranstaltungsort. Die zu reparierenden Gegenstände bringen die SchülerInnen mit – falls sich nicht genug findet, können Mitmachstationen zum Löten oder Nähen oder Demonstrationsstationen z.B. zur Fahrradreparatur eingerichtet werden. 
    > RepairKids-Manual zum Download
    > Website Repaircafé Sasel
     
  • Das Repaircafé Aschaffenburg besuchte eine 8. Jahrgangsstufe einer Realschule, um die eigene Begeisterung für das Reparieren weiterzugeben und über die Wegwerfgesellschaft, geplante Obsoleszenz und wachsende Müllberge zu informieren. Drei Ehrenamtliche des Repaircafés demonstrierten dann mehrere einfache Reparaturen und den Umgang mit der Nähmaschine; das alles durften im Anschluss auch die SchülerInnen ausprobieren. Aufschrauben, zerlegen, Fehler suchen und mit vereinter Hilfe im besten Fall wieder funktionstüchtig machen – alle Schritte wurden von der Klasse dokumentiert und für den weiteren Unterricht festgehalten.
    > Repaircafé Aschaffenburg
    > Kontaktperson Andreas Frisch
     
  • Unter dem Motto „Grünes Klassenzimmer“ trafen sich in Pfaffenhofen Mitwirkende des Werkstattcafés mit Neuntklässern der örtlichen Realschule im Rahmen der Landesgartenschau. Für eineinhalb Stunden reparierten Kleingruppen mit 15 SchülerInnen gemeinsam mit den fünf Ehrenamtlichen. Am Wertstoffhof der Gemeinde konnte die Initiative mit Unterstützung des Abfallwirtschaftsbetriebes vorab defekte Elektrogeräte, Fahrräder, Computer und einen alten Stuhl für den Projektbesuch abholen; aus der Schülerschaft wurden kaum Dinge mitgebracht. Dennoch waren beim Schrauben alle SchülerInnen mit Spaß bei der Sache und haben an der Textilstation eifrig Handyhüllen genäht.
    > Werkstatt-Café Pfaffenhofen
     
  • Schulprojekte zu verschiedenen Themen hat das Café kaputt im Repertoire:  Schulen oder Bildungseinrichtungen können für Gruppen von 15 bis 30 SchülerInnen ab zehn Jahren  Formate wie  „Handywerkstatt“, „Textilkritik und –reparatur“ und „Abfall oder Reststoff?“ buchen, das Café kaputt Team  kommt dann in den Unterricht und hat je nach Thema bspw. Altgeräten zum Zerlegen, Hintergrundinformationen zu Rohstoffnutzung, Produktions- und Entsorgungsprozessen, Textil-Stempel-Kits oder Upcycling-Materialien im Gepäck.
    > Bildungsangebote Café kaputt
    > Website lebenlernenleipzig e.V.

 

 

Reparatur-Veranstaltungen an und mit Schulen

Es muss nicht gleich eine ganze Werkstatt oder wöchentliche AG sein – auch (monatliche oder vierteljährliche) Reparatur-Veranstaltungen können im Schulkontext stattfinden – im Rahmen einer AG oder als Projekt eines P-Seminars, wie beispielsweise in Dortmund oder Eichstätt. Hier haben OberstufenschülerInnen des Gabrieli-Gymnasiums innerhalb ihres Praxisseminars ein Repair Café im Haus der Jugend in Eichstätt initiiert und damit ein Angebot für die ganze Kommune geschaffen. Ziel war es, das Repair Café über das Praxisseminar hinaus weiterzuführen und vor Ort zu etablieren – aktuell werden weitere MitstreiterInnen gesucht.

Grundsätzlich scheint der Weg über eine motivierte Lehrkraft am aussichtsreichsten - da man damit bereits eine Person an Bord hat, die sich im Schulkontext für die Sache engagiert. Findet sich nicht über persönliche Kontakte eine Lehrkraft, kann ein Postanschreiben an Schulen mit der Bitte um Aushang im Lehrerzimmer helfen - hierbei möglichst genau beschreiben, was eine Reparatur-Initiative ist und möchte und wie vielleicht ein Unterrichtsprojekt oder eine Kooperation aussehen könnte.

Um junge Menschen mit ins Boot zu holen, kann deren Expertise und Wissen genutzt werden – sie können auch in manchen Bereichen die ExpertInnen sein und den Erwachsenen etwas beibringen. Mancherorts hat sich so ein Jung-hilft-Alt-Beratungsangebot etabliert, wo junge Menschen der älteren Generation die Nutzung von Smartphones oder Onlineangebote wie E-Mail-Kontoeinrichtung erklären.
 

  • Schülerinnen und Schüler der Fachrichtungen Wirtschaft,  Hauswirtschaft und Systemelektronik veranstalten vierteljährlich ein Reparaturcafé an der Berufsbildenden Schule Kusel. Ein Schulvormittag pro Quartal wird zum Reparaturtag. Unterstützt werden die 16- bis 20-jährigen Jugendlichen ehrenamtlich von vier Elektromeistern und einem Metallbauer in Rente und auch die Fachpraxislehrer packen beim Reparieren mit an. Eine Lehrkraft aus dem Kollegium behält die Organisation im Auge und kümmert sich um Absprachen, Pressearbeit und die Terminabstimmung. Das Reparaturcafé an der BBS Kusel ist für die SchülerInnen ein Lernort mit direktem Praxisbezug, wo die Unterrichtsinhalte sofort praktisch angewendet werden können.
    > Repair-Café an der BBS Kusel
     
  • Das Repair Café Oldenburg-Kreyenbrück wird komplett von 7.- und 8.-KlässlerInnen der Integrierten Gesamtschule Kreyenbrück organisiert: Im Schulfach „Lernen durch Engagement“ bereiten sie sich auf ehrenamtliche Einsätze im Stadtteil vor, im Wahlpflichtfach „Fahrradreparaturwerkstatt“ geht es dann an die Praxis. Einmal monatlich rücken die SchülerInnen dann aus ins Reparaturcafé im Gemeindehaus. Sie stellen die Werkzeugkisten zusammen, bauen die Reparaturstationen am Veranstaltungsort auf und ab, reparieren Fahrräder und Textilien, helfen beim Zerlegen von defekten Elektrogeräten, betreuen die Gäste und führen eigenständig den Cafébereich. Unterstützung erhalten sie von Techniklehrer Christian Dierking, ehrenamtlichen HelferInnen aus dem Stadtteil sowie TechnikstudentInnen der Universität Oldenburg. Die monatliche Veranstaltung hat sich zu einem beliebten Stadtteiltreff etabliert, wo sich Generationen begegnen, austauschen und voneinander lernen können, was allen Freude bereitet.
    > Repair-Café Kreyenbrück


     

 

 

Reparaturprojekte im Unterrichtskontext
 

  • An den Freien Aktiven Schulen Wülfrath ist das dortige Repair-Café fester Bestandteil des Schulkonzeptes und wird in gemeinsamer Anstrengung von SchülerInnen, Eltern und Lehrer Mathias Wunderlich einmal monatlich an einem Freitagnachmittag durchgeführt. Da die Schule mittlerweile über einen eigenen Makerspace verfügt, ist auch ein bestens geeigneter Ort für die Veranstaltungen vorhanden. Willkommen sind alle Gäste, sowohl aus dem Kreis der Schüler- und Elternschaft wie auch von außerhalb. Was an der FASW als privater Schule durch elterliche Finanzierung und zeitliches Engagement möglich ist, wünscht Mathias Wunderlich sich auch für Regelschulen und sieht hier die Politik in der Verantwortung, dafür Stellen einzurichten. Das müssten  nicht zwangsläufig Lehrpersonen mit Staatsexamen sein, die vor Ort ein Reparatur-Café oder einen Makerspace  aufbauen und betreuen können. Und auch wenn aus logistischen Gründen ein Makerspace vielleicht nicht an jeder Schule realisierbar sein sollte, seien auch mobile Konzepte denkbar. Kreativität ist also gefragt, nicht nur beim Werken und Reparieren, sondern auch beim Planen und Gestalten schulischer Lehrpläne und Lernumgebungen und damit der Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Um das Thema weiter zu denken und zu entwickeln freut sich Wunderlich über Austausch mit anderen Schulen und LehrerInnen.
    > Repaircafé auf der Website der FASW
    > Profilseite auf www.reparatur-initiativen.de
     
  • Auch an der Rudolf-Steiner-Schule in München-Schwabing reparieren die SchülerInnen unterschiedlicher Jahrgangsstufen – sie können im Rahmen eines Schuljahres das Wahlpflichtfach „Reparaturwerkstatt“ (angedockt an den Physik- und Technikunterricht) belegen und widmen sich einmal pro Woche für je 1,5 Stunden dem Reparieren von defekten Alltagsgegenständen – aus dem Schulinventar, aber auch aus der gesamten Schulfamilie oder von externen Gästen. Gemeinsam mit Lehrer Walter Kraus und versierten ehrenamtlichen ReparateurInnen gehen sie auf Fehlersuche und unternehmen Reparaturen an unterschiedlichsten Dingen. Anders als in einem regulären Reparatur-Café geben die BesitzerInnen die mitgebrachten Gegenstände in der Schülerreparaturwerkstatt ab und können sie später oder in der Woche darauf wieder abholen. Neben dem Reparieren lernen die SchülerInnen so auch den Umgang mit KundInnen, das gewissenhafte Erfassen von Informationen sowie das Unterweisen der Gäste in das Prozedere vor Ort. Im Fokus steht das eigenverantwortliche Arbeiten und Lernen der SchülerInnen im Tun - Lehrer und Ehrenamtliche unterstützen erst auf Anfrage.
    > Website der Schüler-Reparaturwerkstatt
    > Profilseite auf www.reparatur-initiativen.de
    > Handbuch "Reparieren macht Schule"


     
  • An der Röntgen-Schule, eine integrierte Sekundarschule (ISS) Berlin-Neuköllns,  reparieren SchülerInnen im Fach Arbeitslehre / WAT (Wirtschaft, Arbeit, Technik), denn der Bereich Ökologie ist einer von zwölf bedeutenden Projektdimensionen des Unterrichts in der regulären Werkstattarbeit. Im Rahmen des Ganztagsangebots der Schule entstand 2016 ein Repair-Café, das SchülerInnen der Jahrgangsstufen 7 bis 8 betreiben und die Schule für Gäste aus dem Kiez und der Nachbarschaft öffnet. Gleichzeitig kann das Projekt den Jugendlichen berufliche Orientierung bieten und ein Bewusstsein für nachhaltige Themen schaffen. Die Schule verfügt mit einer gut ausgestatteten Multifunktionswerkstatt (Holz, Metall, Elektrotechnik/Elektronik, Automation) sowie einer Textilwerkstatt und Lehrküche über passende räumliche Voraussetzungen. Ehrenamtliches Technikpersonal, versierte Lehrkräfte und ein gutwilliger Hausmeister sorgen zudem dafür, dass die Reparaturveranstaltungen mit den SchülerInnen  rund laufen.
    > Website der Schule
    > Kontaktperson Reinhold Hoge
     
  • Ebenfalls in Berlin: Die Schüler-Fahrradwerkstatt öffnet an der Rudolf-Steiner-Schule Berlin-Dahlem einmal wöchentlich ihre Werkstatttüren für zwei Stunden. Hier reparieren SchülerInnen der Jahrgangsstufen 8-12 eigene Fahrräder und die von Gästen (nach vorheriger Anmeldung). Voneinander und miteinander lernen wird hier groß geschrieben – ältere SchülerInnen helfen jüngeren bei den Reparaturen oder sind als ProjektleiterInnen in die Werkstatt-Organisation integriert. Das technische Objekt „Fahrrad“ ist nur ein Teil des Projekts. Interdisziplinärer Wissensaustausch und der Zugang zur Technik sind die Hauptanliegen der Schüler-Fahrrad-Werkstatt.
    > Schülerfahrradwerkstatt Rudolf-Steiner-Schule
     
  • Auf die Zusammenarbeit zwischen Technik-Unternehmen und Schulen setzt die gemeinnützige Unternehmerinitiative Let’s MINT e.V.  An drei Schulen in Bad Laer, Ibbenbüren und Glandorf hat der Verein in einem durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt geförderten Modellprojekt Reparierwerkstätten eingerichtet. In AGs reparieren Jugendliche ab Klasse 8 Elektrogeräte und Gegenstände aus Haus und Garten. Angeleitet werden sie dabei von MitarbeiterInnen der Mitgliedsunternehmen, die das Reparierwissen aus den Industrie- und Handwerksbetrieben direkt in die Schule transferieren. Das Repariergut stammt überwiegend aus Privathaushalten und den beteiligten Unternehmen. Hier und an den Schulen hat der Verein Boxen für defekte Geräte und Gegenstände aufgestellt, um möglichst viele Menschen für die Reparaturkultur und den nachhaltigen Umgang mit Konsumgütern zu sensibilisieren. Am Projektende werden die Erfahrungen mit den Tüftler-AGs ausgewertet und als Handbuch allen Interessierten öffentlich zugänglich gemacht.
    > Website Let's MINT e.V.
    > Blog Let's MINT
    > Download Projekthandbuch
    > Download Checklisten
    > Profilseite Reparierwerkstatt OBS Bad Laer
     
  • An der IGS Friesland Nord findet seit Anfang des Schuljahres 2017/18 die Repair-It-AG statt. Sie ist eine Kooperation des  Regionalen Umweltzentrums Schortens, dem Repair-Café Schortens und der Schule. SchülerInnen aus den Jahrgangsstufen 6 bis 8 nehmen an der wöchentlichen AG Teil, reparieren fleißig private Gebrauchsgegenstände und lernen Grundlagen unterschiedlichster Reparaturen kennen.
    > Profilseite Repair Café Schortens
    > www.ruz-schortens.de


     

Reparatur-Cafés in Jugendzentren und mit Jugendgruppen

Es muss nicht unbedingt an der Schule sein, um mit jüngeren Menschen zum Reparieren zusammen zu kommen. Auch Jugendzentren, -häuser oder  -gruppen können Anlaufstellen für einmalige Aktionen oder regelmäßige Kooperationen sein. Indem ein Reparatur-Café an einem Ort der Jugendlichen stattfindet, ist ein erster Berührpunkt gegeben. Das Angebot der Reparaturveranstaltungen kann dann noch gezielt an die Bedarfe von Jugendlichen angepasst werden, indem z.B. Smartphones repariert oder Mode-Upcycling angeboten wird.
 

  • In Herford organisiert die Technik-Jugendgruppe „ACTIon4you“  (ACTI = Amateurfunk – Computer – Technik – Informatik) ein monatliches Repair Café zusammen mit erwachsenen Ehrenamtlichen in den Jugendräumen der Kirchengemeinde. Träger ist der dort ansässige Bundesverband für Amateurfunk DARC und die evangelische Freikirchliche Gemeinde Herford. Das Technikangebot für Jugendliche hat eine lange Tradition, das Repair-Café hat  sich als ergänzendes Format an einem der Gruppenabende bewährt. Defekte Geräte stammen vornehmlich aus dem Umfeld der Gruppe selbst- Die Kinder und Jugendlichen entdecken im Austausch und Reparieren neue Fähigkeiten und entwickeln ein Verständnis für Technik und Umwelt. Außerdem unterstützen die Reparaturerfahrungen die berufliche Orientierung – viele der ehemaligen Gruppenmitglieder sind mittlerweile in naturwissenschaftlich-technischen Berufen tätig.
    > Repair-Café Herford
    > Blog der Grupe ACTIon4you
    > Präsentation des Projekts vom Bielefelder Vernetzungstreffen
     
  • Auch das Repaircafé Schwabmünchen hat Zulauf durch die junge Generation: Die Veranstaltungen finden im Jugendzentrum statt und werden in Kooperation mit der örtlichen Kolpingjugendgruppe durchgeführt. Jugendliche werden  als Mitmacher Innen integriert, indem sie älteren Menschen digitale Technik oder Internetnutzung erklären. Und die Jüngeren betätigen sich als Reparaturvermittler, die mit Walkie Talkies im Haus unterwegs sind, um von freien Reparaturplätzen zu erfahren und die ankommenden Gäste dann zu der jeweiligen Station bringen.
    > Repaircafé Schwabmünchen
     
  • Im Jugendzentrum Hängematte in Sulzbach-Rosenberg  steigt regelmäßig ein Reparaturcafé. Jugendliche aus dem Zentrum engagieren sich ehrenamtlich in der Organisation, backen Kuchen und kümmern sich um den Cafébetrieb, auch die Holzbaugruppe des Jugendzentrums ist mit dabei. Da das Jugendzentrum nur für das Reparaturcafé auch an einem Samstag öffnet, freuen sich die Jugendlichen über die zusätzlichen Öffnungszeiten. Repariert werden auch kaputte Gegenstände aus dem Zentrum, Unterstützung erhält das Jugendzentrumsteam durch ehrenamtliche Reparaturhelfer*in*innen aus der Gemeinde, die Hauptorganisation übernimmt die im Jugendzentrum angestellte Sozialpädagogin.
    > Repaircafé Sulzbach-Rosenberg
     
  • In Halstenbek bei Hamburg wird im Jugendbahnhof A23 repariert: Die Jugendlichen backen Kuchen, übernehmen den Cafébetrieb und erklären älteren Semestern moderne Technologien. Ebenso beteiligen sich Geflüchtete und können hier nicht nur ihre handwerklichen Fähigkeiten einbringen, sondern auch ihre Sprachkenntnisse verbessern.
    > Repair-Café Halstenbek

Weitere Initiativen in Jugendzentren gibt es in Erlangen – Repair-Café im Hühnerstall auf der Jugendfarm, in Heidelberg im Haus der Jugend sowie in Wittlich.

 

 

Kinder und Familien auf regulären Reparaturveranstaltungen

Wie Kinder und Jugendliche jenseits von Schulen, Bildungs- oder Jugendeinrichtungen zum Reparieren motivieren? Die Frage stellen sich Reparatur-Initiativen auch und entwickeln verschiedene Strategien. Wenn es der Raum hergibt, kann sich die Reparaturveranstaltung auch mit besonderen Angeboten an die ganze Familie wenden:  Während die Großen sich um die Reparatur der mitgebrachten Gegenstände kümmern, darf der Nachwuchs an einer Kinderreparaturstation selbst schrauben und hämmern, vielleicht etwas aus Schrottteilen basteln oder sich (unter Aufsicht) im Löten versuchen. Auch Upcycling-Basteleien könnten angeboten werden. Ein Quiz zu W
 

  • Eine Möglichkeit ist es, eine Reparaturveranstaltung nur für Kinder und deren kaputte Besitztümer anzubieten. Bei speziellen RepairKids-Veranstaltungen des Repair-Cafés Hamburg -Sasel stehen die jungen Gäste mit defektem Spielzeug im Mittelpunkt (obwohl natürlich die ganze Familie willkommen ist – die Veranstaltungen sind öffentlich und keine geschlossene Kinderbetreuung). In diesem ungezwungenen Kontext können Kinder viel lernen über technische Zusammenhänge, den Umgang mit Rohstoffen, aber auch über die eigenen Talente – und wie toll man sich fühlt, wenn man mit den eigenen Händen etwas geschafft hat.
    > RepairKids-Manual
    > Repaircafé Sasel
     
  • Das Repair Café der Gustav-Adolf-Kirche in München wird von der örtlichen evangelischen Kirchengemeinde im Stadtteil ausgerichtet – und ist im Kirchengemeinderaum eine Veranstaltung für Groß und Klein. Kinder und Jugendliche dürfen entsprechend ihrer Interessen und Fähigkeiten mitreparieren, und da die Reparaturhelfer*in*innen vor Ort den Selbsthilfegedanken sehr ernst nehmen und die Gäste weitgehend nur anleiten statt selbst zu reparieren, können sie nebenher auch ein Auge auf den reparierenden Nachwuchs haben. Im Dialog mit den Kindern wird währenddessen ein Bewusstsein geschaffen für mögliche Gefahren durch Strom und was besser nur mit bzw. von einem Erwachsenen mit entsprechender Qualifikation angegangen werden sollte.
    > Repair Café der Gustav-Adolf-Kirche

 

Webinar: Reparieren im Bildungskontext

Wie kann Reparatur als Bildungsaufgabe verstanden und gestärkt werden? Die ReferentInnen Katharina Dutz und Helmer Wegner forschen dazu im Rahmen des Projekts RETIBNE an der Universität Oldenburg. Im Webinar berichten sie aus ihrer Forschungspraxis, die eng verschränkt ist mit einer gelebten Reparaturpraxis beispielsweise in Schul-AGs oder Repair-Cafés von und mit SchülerInnen.

> Hier geht's zur Aufzeichnung des Webinars.
 

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